FASZINATION TRICKFILM
“Alles, was ein Mensch sich vorzustellen vermag, vermag die Animation zu erklären”, sagte einst Walt Disney. Kaum ein anderes Medium ist so vielfältig wie der Trickfilm. Es ist die Faszination der optischen Täuschung, die die Fantasie beflügelt und einem unbeweglichen Objekt Leben einhaucht. Als Medium im Unterricht eingesetzt, lassen sich mit Trickfilmen die verschiedensten Inhalte veranschaulichen und zentrale Kompetenzen fördern. HUE möchten Ihnen bei Ihrem Einstieg helfen.
Didaktische Impulse und Anregungen für Ihren Unterricht!
Technologie und IT-Equipment bedeuten eine wichtige Alltagsrealität und sind so auch in schulischen Zusammenhängen unumgänglich. Tools wie das HUE Animation Studio eignen sich sowohl für klassische, als auch für technologische Unterrichtsschwerpunkte und unterstützen somit moderne Lehransätze wie das Blended Learning, die klassisch integrierte Form des Digitalen Lernens.
Benötigen Sie technische Hilfe zu HUE Animation? Zu unseren Tutorials geht es hier.
WELCHE KOMPETENZEN WERDEN GEFÖRDERT?
UNTERRICHTSFORMATE
Wie integriere ich Trickfilmprojekte in meinen Stundenplan?
Nachmittagsunterricht
Viele Lehrer empfinden gerade anfangs die weniger streng an den Lehrplan gebundenen Formate, wie Förderunterricht oder Nachmittagsbetreuung, als beste Optionen, um mit Trickfilmprojekten zu experimentieren. Gemischte Schülergruppen mit unterschiedlichen Sprachbegabungen und inklusive Unterrichtsgruppen finden über kreative Medienprojekte mit Trickfilmen häufig besonders gut zusammen.
AGs und Mentoren-Projekte
Regelmäßige, wöchentliche Einheiten, zum Beispiel in Form von AGs und ‘Buddy’- oder Mentoren-Projekten, sind ebenfalls gut mit Trickfilm-Projekten vereinbar. Hier können sich Schüler über längere Zeit mit dem Medium auseinandersetzen und sich von Woche zu Woche spezifischen Themen-Einheiten zuwenden.
Kurze Motivations-Einheiten im regulären Unterricht
Als Unterrichtsergänzung wirken sich Trickfilme auch fächerübergreifend positiv aus. Egal ob in Kunst, über die Gestaltung von Charakteren und Kulisse, oder in Deutsch, zum Geschichtenerzählen oder gar zur kreativen Veranschaulichung von Geometrie und Bruchrechnung in der Mathematik, bieten Trickfilme nützliche Auflockerungen im Schulalltag.
IDEEN FÜR STRUKTUR UND INHALT
Wie integriere ich ein Trickfilmprojekt in meinen Unterricht?
Je nach Unterrichtszweck können Lehrer Ihren Fokus zunächst auf strukturelle oder inhaltliche Elemente der Trickfilmproduktion legen. Zur Inspiration sind im Folgenden verschiedene Produktionsstufen eines Trickfilms mit jeweils möglichen Unterrichtsfragen aufgelistet.
Je nach Alter der Schüler oder Teilnehmer und je nach Unterrichtszeit, die der Lehrkraft zur Verfügung steht kann jede Produktionsstufe eine ganze Unterrichtsstunde einzeln füllen, oder aber es werden nur jeweils die Stufen abgedeckt, die gerade in das Curriculum bzw. in den Unterrichtsverlauf passen.
Inhaltliche Vorbereitung und Heranführung
Vor-Produktion eines Trickfilms
Film-Produktion
Mögliche Nachbereitungs-Fragen
Weitere Fragen zur Projekt-Inspiration:
IDEEN NACH FACH
In welchen Fachunterricht lassen sich Trickfilme integrieren?
Egal ob Mini-Film zwischendurch oder ob großes Langzeitprojekt, der Einsatz von Trickfilmen ist fächerübergreifend möglich. Einige ausgewählte Einbindungsmöglichkeiten finden Sie hier im Folgenden.
SPRACHEN:
Im Sprachunterricht zu Hauptfächern wie Deutsch, Englisch oder Französisch können Trickfilme helfen das Geschichtenerzählen zu trainieren. Außerdem können konkrete Geschichten und Unterrichtsinhalte ergänzend in Trickfilme umgewandelt werden.
MINT FÄCHER:
In naturwissenschaftlichen Fächern können komplexe Prozesse, wie beispielsweise der Prozess der Molekül-Wanderung bei einer chemischen Osmose, visuell vereinfacht dargestellt werden. Außerdem können mit der Timelapse-Funktion in der Animation Software wunderschöne Zeitrafferaufnahmen von Naturphänomenen produziert und beobachtet werden: Eine Pflanze, die Ihre Blüte innerhalb weniger Sekunden entfaltet oder eine Sonne, die innerhalb weniger Minuten untergeht..
MATHE:
In der Mathematik können anhand von fliegenden Kuchen- oder Pizzastücken spielerisch veranschaulicht werden, wie die Bruchrechnung funktioniert. Und auch Prozentrechnung und Geometrie können mit kurzen, animierten Trickfilm-Zeichnungen aufgelockert werden.
GEOGRAFIE & GESCHICHTE:
Wie bewegten sich die Grenzverläufe über den Verlauf des Zweiten Weltkrieges? Wie entwickelt sich die statistische Weltbevölkerung? Wie verschieben sich Erdplatten? Und so weiter und so weiter. Der Fantasie sind auch im Erdkundeunterricht keine Grenzen gesetzt.
SOZIOLOGIE & WIRTSCHAFT & EINFACHE GRUPPENDYNAMIK:”
Wie im Geschichtsunterricht lassen sich selbstverständlich auch wirtschaftliche und soziale Statistiken mit Animationen spielerisch umsetzen. Aber auch für soziologische Experimente und für die immer öfter benutzten Beobachtungen der Klasse und ihrer Gruppendynamik selbst, lässt sich die Kamera der HUE Animation Software gut nutzen.
KUNST & HANDWERK:
Künstlerische Fächer und Gestaltung sind selbstredend prädestiniert für die Produktion von Trickfilmen: Papier-Münder, -Nasen, -Augen und -Puppen basteln, Knetfiguren zusammenkneten, Hintergründe entwerfen, malen und basteln, all das und vieles mehr ist mit Trickfilm-Projekten bestens zu verbinden.
Hier ein Beispiel mit Mehl aus Ihrem HUE Buch der Animation:
Maus-Mathematik
Mülltrennung
5 UNTERRICHTSEINHEITEN IM BEISPIEL
EINHEIT 1 – EINFÜHRUNG UND OPTISCHE TÄUSCHUNG
Die Optische Täuschung: Was steckt hinter diesem faszinierenden Trick?
Zwei der ganz großen Trickfilmkünstler der Geschichte, Frank Thomas and Ollie Johnston, veröffentlichten eine ihrer ersten großen Zusammenfassungen zum Thema Trickfilm, mit dem schönen Titel “The Illusion of Life”, was übersetzt in etwa “die Täuschung des Lebendigen” bedeutet.
Zeigen Sie ihren Schülern, wie sie selbst zu Meistern der Täuschung werden!
Zur Einführung eines Trickfilm-Projektes in den Unterricht ist für Schüler meist das Verständnis der biologischen und physikalischen Grundlagen eines Films von Bedeutung. Der eigene alltägliche Medienkonsum kann in diesem Zusammenhang reflektiert werden und bietet einen guten Anhaltspunkt zum Verständnis.
Diese Inhalte passen in der Regel gut in zwei Unterrichtseinheiten und können, je nach Altersgruppe, zusätzlich um die historischen Anfänge der Filmgeschichte erweitert werden.
Um das biologisch-physikalische Grundlagenprinzip zu verstehen, das sogenannte “Phänomen des Nach-Bildes” bzw. die “Trägheit des Auges”, können Schüler, je nach Alter, verschiedene optische Spielzeuge selber bauen.
Für das frühe Grundschulalter eignet sich besonders gut die einfache “Wunderscheibe” (Thaumatrop). Für höhere Altersstufen bereiten Schülern besonders Daumenkinos, Phenakistiskope oder Zoetrope (“Wundertrommeln”) viel Freude.
Nachdem die Schüler das Phänomen verstanden haben, kann zu den Themen Timing und Bildgeschwindigkeit beziehungsweise Bildrate übergeleitet werden.
Eine Vorlage mit Anleitung zum Bau eines Phenakistiskopes finden Sie auf Ihrer Installations-CD im HUE Animation Studio, oder nach Registrierung über die HUE Webseite, in Ihrem HUE Online-Konto unter > Downloads.
EINHEIT 2 – BILDRATE UND TIMING
Bildrate, die Zeit im Film
Grundlegend ist, dass die Schüler ein Gefühl für Zeit bekommen, beziehungsweise die Zeit im Film. Sie könnten sich zum Beispiel selbst die Frage stellen, wie lange sich eine Sekunde, eine Minute, eine Stunde etc. anfühlen. Haben die Schüler begriffen, wie kurz eine Sekunde ist, wird Ihnen anschließend vor Augen geführt, dass in einem klassischen Kinofilm mindestens 24 Bilder in einer Sekunde vor Ihren Augen vorbeilaufen.
Die Bildfrequenz eines normalen Kinofilms beträgt 24 Bilder pro Sekunde …
Zum Glück für alle Trickfilmzeichner müssen klassischerweise in einem Trickfilm für eine Sekunde nur 12 Bilder gezeichnet werden, da auch noch in dieser Bildgeschwindigkeit die Bilder für die Augen der Zuschauer verschmelzen. Erst ab einer Bildrate unter 10 Bildern pro Sekunde werden die einzelnen Bilder sichtbar. Bewegungen im Film erscheinen dann ruckartiger.
Timing und Bewegung
Die Bildgeschwindigkeit, im Fachjargon Bildrate, und die räumliche Platzierung arbeiten im Trickfilm Hand in Hand und ergeben zusammen das Timing.
Platziert man bei gleichbleibender Geschwindigkeit ein Objekt von einem zum nächsten Bild in immer größer werdenden Entfernungen zu seiner vorherigen Position, so scheint sich das Objekt später im Film verhältnismäßig schneller zu bewegen. Verringert man hingegen die Abstände von Bild zu Bild, erscheint seine Bewegung entsprechend langsamer.
Bewegungen ‘zurechtlegen’
Schüler können diese Thematik mit einfachen Vorübungen verstehen lernen, zum Beispiel anhand von einfachen “Legetrick”-Animationen. Beim Legetrick werden Zeichnungen, die jeweils versetzt gezeichnet werden oder aber einzeln ausgeschnittene Bastelobjekte, die verschoben abfotografiert werden, jeweil von Bild zu Bild in verschiedenen Legepositionen abfotografiert. Ausführlichere Beispiele hierzu finden Sie weiter unten, unter dem Link zur Buchinformation “12 Grundlagen der Animation“.
Höhere Schulstufen können versuchen, dieses Thema im 3-dimensionalen Raum wiederzugeben und damit gleichzeitig Vergrößerungen und Verkleinerungen in der Z-Achse einbringen.
Kurven und Dimensionen
Vertiefend können sich Schüler mit Themen wie Deformation und Kurvenverlauf auseinandersetzen und sich – je nach Lehrplan – auch mit dem erwähnten Grundlagenwerk “12 Grundlagen der Animation” bekannt machen.
Tipp: Um Bewegungsabläufe und Schrittfolgen zu studieren, eignen sich sehr gut die Fotoaufnahmen von Eadweard Muybridge.
Hier das Beispiel eines einfachen Legetricks anhand eines Balles, mit der vier der zwölf Grundlagen – d.h. Platzierung, Timing, Beschleunigung, Kurven, Deformation – aufgegriffen werden können.
Platzierung, Beschleunigung & Co: Die Grundlagen der Animation
In dem bereits erwähnten Buch der beiden Disney Künstler Ollie Johnston und Frank Thomas “Illusion of Life” werden die 12 Principles of Animation (“12 Grundlagen der Animation” )erstmals zusammengefasst. Sie beinhalten grundlegende Tipps und Beobachtungen zum Thema Trickfilmzeichnen und bilden bis heute die Basis lebendig wirkender Trickfilm-Animation.
EINHEIT 3 – STORYBOARD UND PLANUNG
Geschichten visuell erzählen
Hinter jedem guten Film steckt eine gute Geschichte. Und gerade bei einem Trickfilmprojekt ist besonders die Vorplanung wichtig. Diese bietet die Möglichkeit, Schülern die Kunst der Dramaturgie nahezubringen, beziehungsweise kleinere Kinder langsam an das Geschichtenerzählen heranzuführen.
Je nach Alter, könnten sie zum Beispiel mit dem Aufbau einer guten Geschichte beginnen: Wer ist mein Held und warum? Eie entwickelt er sich im Laufe meiner Geschichte? Wie bringe ich den Zuschauer dazu, mit dem Held mitzufühlen?
Mit Fragestellungen wie diesen, kann ein Trickfilmprojekt besonders gut in den Deutsch- oder Englischunterricht einfließen. Man könnte Aufbau verschiedener Charaktere und Figuren in den zu behandelnden Unterrichtsliteraturen beleuchten. Man kann alte Geschichten, Gedichte und Balladen nacherzählen und in eigene, spannende Filme verpacken. Und natürlichen können wunderbar eigene Geschichten zu einem bestimmten Unterrichtsgegenstand entwickelt werden.
Dramaturgie und Storyboard
Da im Trickfilm von jedem Bild zum nächsten kreative Detailarbeit von Ihren Schülern geleistet wird, wäre es schade, wenn wertvolle Arbeitsschritte später wegen Überlänge oder aus dramaturgischen Gründen aus den Filmen der Schüler heraus gekürzt werden müssen.
Besonders aus diesem Grund sollten Schüler sorgsam planen. Zeigen und üben Sie gemeinsam, wie man ein professionelles Storyboard erstellt, bevor Sie mit der Filmproduktion loslegen.
Eine einfache Storyboard Vorlage stellen wir Ihnen hier zur Verfügung.
EINHEIT 4 – METAMORPHOSE
Eine Verwandlung aufzeichnen
Mit diesen Aufgaben führen Sie Schüler an das Trickfilm-Zeichnen heran.
Stellen Sie Ihren Schülern die Aufgabe, ein einzelnes Objekt oder Lebewesen mehrfach zu zeichnen. Die einzelnen Bildersollten dabei, wie die einzelnen Zeichnungen eines Daumenkinos, in jeweils kleinen Schritten von Bild zu Bild zu verändert werden. Im Verlauf mehrerer Bilder wird so zum Beispiel ein einfacher Strich zu einer ganzen Blume.
Lichttisch, Locher, Schnellhefter
Professionelle Trickfilmzeichner arbeiten mit Lichttischen, um die zeichnerischen Entwicklungen von einem Bild zum nächsten kontrollieren zu können. Für Trickfilmprojekte im Unterricht kann ein Fenster im Klassenzimmer ebenso als Abpaus-Hilfe dienen.
Damit die Zeichenblätter nicht verrutschen und jede Zeichnung an der passenden Stelle gemacht werden kann, verwenden Trickfilmzeichner eine Registrier-Schiene. Ein einfacher Büro-Locher und eine kleine Schnellhefter-Schienen bieten im Klassenraum einen praktischen und einfachen Ersatz für das Profigerät.
Diese Zeichen-Technik, in der das gleiche Motiv, in jeweils kleinen Einzelzeichnungen verändert wird, ist sehr intuitiv und lässt häufig Raum für spontane Ideen, bei der die Kreativität der Zeichner nur so fließt. Unter professionellen Trickfilmzeichnern wird sie daher “Straight Ahead”-Technik oder das “Im Fluss”-Arbeiten genannt.
Sind die einzelnen Zeichnungen der Schüler fertig, können sie mit der HUE Kamera und der HUE Animation Software Bild für Bild abfotografiert werden.
Beispiel einer Metamorphose von Matteo Veglia
EINHEIT 5 – VARIANTE DER METAMORPHOSE
Tiere in Buchstaben verwandeln
In dieser Aufgabe lassen Sie Ihre Schüler jeweils ein Tier Ihrer Wahl zeichnen. Über mehrere Zeichnungen, mit den wie oben dargestellten kleinen Detailänderungen pro Bild, könnte jeder Schüler versuchen, sein Tier in dessen jeweiligen Anfangsbuchstaben verwandeln. So wird zum Beispiel das Bild eines Affens über den Verlauf mehrerer Zeichnungen zu einem “A”.
Trickfilm an der Tafel
Der Umwelt zu Liebe – oder für demonstrative Zwecke – können Sie Ihre Schüler auch direkt auf Schultafel oder Whiteboard zeichnen lassen. Durch Wegwischen und Hinzufügen von einzelnen Kreidestrichen können Sie nun mit Ihrer Klasse gemeinsam die einzelnen Zeichnungen verändern und die ‘magische’ Verwandlung abfotografieren.
TIPP: Wichtig ist hierbei, die Kamera bereits im Voraus gut zu platzieren und vor jedem neuen Zeichenschritt ein Foto zu schießen. Später im Film wirken die Bilder am besten, wenn sie von immer derselben Kameraposition aus geschossen werden, da sich vor dem Auge des Zuschauers allein der Buchstabe optisch verändert.
Weitere Beispiele mit Anleitung finden Sie im HUE Buch der Animation und in unserer Sammlung von Beispiel-Videos hier unten. Das HUE Buch der Animation ist derzeit online erhältlich.
VIDEO BEISPIELE
Beispiel: Tafelkreide Animation von Yanni Kronenberg (Australien)
Beispiel Whiteboard Animations von Jonny Lawrence (UK)
Auch Sand und Mehl eignen sich für eine “Straight Ahead” Animation!
Hier ein Beispiel mit Mehl aus Ihrem HUE Buch der Animation:
Die Kanadische Trickfilm Künstlerin Carolin Leaf wurde für ihre Sand-Animation mehrfach ausgezeichnet.
Wer gar nicht zeichnen möchte, …